In vielen deutschen Betrieben sind Sicherheitsschuhe vorgeschrieben – und das zu Recht. Schutzbekleidung kann zwar nicht vor Unfällen schützen. Doch sie kann die Folgen herabstürzender Kartons oder anderer Missgeschicke abmildern. Früher trugen die Arbeiter in Lager- oder Werkshallen klobige Sicherheitsschuhe mit eingebauten Stahlkappen. Diese schützten Zehenbereich vor Verletzungen.
Heutzutage dürfen Mitarbeiter auch modischeres und leichteres Schuhwerk tragen, solange dieses die Vorgaben an Rutschhemmung, Durchstichsicherheit oder Zehenschutz erfüllt. Neben der klassischen Stahlkappe finden sich mittlerweile auch Sicherheits- und Arbeitsschuhe, die einen eingebauten Zehenschutz aus Aluminium- oder Kunststoff-Kappen aufweisen. Die interessante Frage ist, welche Vor- und Nachteile diese Materialien mit sich bringen.
Bequemlichkeit ist nett – aber Sicherheit geht vor
Die klassischen Stahlpappenschuhe sind zweckmäßig. Sie erfüllen alle Sicherheitsbestimmungen der jeweiligen Schutzklasse. Doch im Laufe der Jahrzehnte veränderten sich die Ansprüche an Bequemlichkeit, Tragekomfort und Optik von Sicherheitsschuhen. Das hatte zur Folge, dass manche Hersteller begannen, modische Sneaker und Boots an entsprechende Vorgaben anzupassen und als Sicherheitsschuhe mit Stahlkappen zu verkaufen.
Um deren Gewicht zu mindern und den Tragekomfort zu erhöhen, kamen leichtere Zehenkappen aus Aluminium und Kunststoff zur Anwendung. Modische Ansprüche dürfen allerdings keine Sicherheitsmängel bedeuten. Die gute alte Stahlkappe hat möglicherweise Qualitäten, die ihre leichteren Konkurrenten nicht aufweisen. Ein Vergleich der Vorzüge und Schwächen ist daher sinnvoll.
Die wichtigste Anforderung an Zehenschutzkappen ist, dass sie den Standards EN ISO 20345 und EN ISO 20347 genügen. Sie müssen Prüfungen gemäß DIN EN 12568 unterzogen werden, um in Arbeitsschuhen verwendet zu werden. Jede Zehenschutzkappe muss Fall- oder Drucktests mit Krafteinwirkungen von mindestens 200 Joule standhalten können. Umgerechnet ist das die Energie, die ein 20 Kilogramm schwerer Gegenstand entwickelt, wenn er einem aus einem Meter Höhe auf die Zehenpartie fällt.
In der Realität sind oft gewaltigere Energien am Wirken. Daher müssen die Zehenschutzkappen im Arbeitsalltag oft weit höhere Belastungen stemmen. Unabhängig vom verwendeten Material darf sich eine Zehenschutzkappe unter Belastung nur innerhalb eines definierten Normwertes verformen. Wer orthopädische Einlagen in seinem Arbeitsschuh trägt, verringert damit den Abstand zwischen Zehenschutzkappe und Sohle. Das kann fatale Folgen haben.
Der Sicherheitsschuh entspräche nicht mehr der Norm. Schauen wir uns nun alle Zehenschutzkappen im Detail an.
Was ist besser bei Sicherheitsschuhen? Stahlkappen oder Kunststoff?
1. Die klassische Zehenschutzkappe aus Stahl
Viele junge Mitarbeiter finden Arbeitsschuhe mit Zehenschutzkappen aus Stahl klobig, unbequem und altmodisch. Stählern Zehenschutzkappen gab es schon vor dem Zweiten Weltkrieg. Man brachte die stählernen Schutzkappen zum Teil außen am Schuh auf, weil so dickerer Stahl verwendet werden konnte. Der Schutzfaktor war somit höher. Das Gewicht solcher Schuhe aber auch.
Mit dem Wirtschaftswunder kamen moderneren Fertigungstechnologien auf. Arbeitsschuhe mit Zehenschutzkappen wurden leichter und bequemer. Schließlich traten „Doc Martens“-Boots mit Zehenkappen einen modischen Boom unter jungen Leuten los. Punker und Heavy Metal-Fans tragen solche Schuhe bis heute mit Vorliebe. Was sind nun die Vor- und Nachteile der stählernen Zehenschutzkappe?
Vorteilhaft ist der hohe Schutzfaktor. Dieser genügt auch bei geringerer Stahldicke der DIN EN 12568. Die stählerne Zehen-Box bietet ausreichend Zehenfreiheit und Bewegungsspielräume. Ein mit Stahlkappe ausgerüsteter Sicherheitsschuh ist robust, abriebfest und belastbar. Nachteilig sind das hohe Gewicht, die schnell eintretenden Ermüdungserscheinungen beim Tragen und die Verformung der Stahlkappen unter dem Druck schweren Lasten. ä
Außerdem existieren heutzutage Arbeitsbereiche, wo Metalleinlagen in der Arbeitsbekleidung Sicherheitsrisiken bedeuten.
2. Die leichtere Zehenschutzkappe aus Aluminium
Bekanntlich ist Aluminium im Vergleich mit Stahl ein Leichtmetall. Daher lag es nahe, die klobigen und unbequemen Zehenschutzkappen aus Stahl aus einem leichteren Metall anzufertigen. Im Wesentlichen haben Zehenschutzkappe aus Aluminium die gleichen Eigenschaften wie ihre stählernen Konkurrenten. Deutlich überlegen sind sie beim Eigengewicht. Sie sind 40 Gramm leichter. Je länger der Arbeitstag ausfällt, desto eher ist man für diesen Unterschied dankbar.
Vorteilhaft ist an Aluminium-Zehenschutzkappen, dass sie zwischen 30 und 50 Prozent leichter sind als ihre stählernen Kollegen. Aluminium rostet zudem unter Feuchtigkeitseinfluss nicht. In Sachen Haltbarkeit und Stabilität punktet das Aluminium so hoch wie stählerne Schutzkappen. Nachteilig sind aber die hohen Beschaffungskosten und der enorme Wasserverbrauch bei der Aluminiumproduktion.
Die thermische Leitfähigkeit von Metall-Schutzkappen führt dazu, das damit ausgestattete Sicherheitsschuhe bei Kälte kalt und bei Sommerhitze heiß werden. Erwähnenswert ist außerdem die mangelnde Eignung von Aluminium-Schutzkappen in Arbeitsbereichen, wo metallfreie Schutzbekleidung erforderlich ist.
3. Die moderne Zehenschutzkappe aus Kunststoff
Der Frischling unter den Zehenschutzkappen wird aus besonders strapazierfähigen Kunststoff-Fasermischungen hergestellt. Für das Verbundmaterial wurde der Begriff „Komposit-Zehenschutzkappe“ geprägt. Fakt ist, dass auch Kunststoffkappen in Sicherheitsschuhen den Anforderungen der DIN EN 12568 genügen müssen. Daher wird das Material mit höherer Wandstärke verarbeitet. Bisher gelten Metallschutzkappen unter Fachleuten als etwas robuster.
Unter den Mitarbeitern von Unternehmen werden die drei Materialien wegen unterschiedlicher Vorzüge geschätzt. Der Schutz für die Zehen ist gewährleistet. Komposit-Schutzkappen haben den Vorteil, leichter zu sein als ihre Aluminium-Kollegen. Sie sind metallfrei und etwas elastischer. Komposit-Kappen erhalten dadurch eine gewisse Rücksprungs-Kraft bei Belastungen. Thermischen Einflüssen wie Kälte und Hitze unterliegen sie nicht.
Nachteilig an den Komposit-Schutzkappen ist, dass sie bei hohen Belastungen zum Brechen neigen. Da die Komposit-Kappen zum Schutz der Zehen zudem etwas dicker ausfallen, wird der Bewegungsspielraum für die Zehen leicht beschnitten.
Schlussfolgerung
Vor- und Nachteile bei den drei vorgestellten Schutzkappen-Kandidaten in Sicherheitsschuhen halten sich die Waage. Im Alltag haben sich alle drei Materialien bewährt. Letzten Endes müssen also der Arbeitsplatz, die damit verbundenen Vorschriften und Sicherheitsauflagen sowie der persönliche Geschmack darüber entscheiden, was ein Mitarbeiter favorisiert oder tragen muss.
Zusammenfassend können wir konstatieren, dass es bei stehenden Berufen nicht unangenehm auffällt, wenn jemand die schweren Sicherheitsschuhe mit Stahlkappe tragen müsste. Hingegen fällt die Stahlschutzkappe sehr unangenehm auf, wenn man im Betrieb ständig viel unterwegs ist und viele Kilometer Strecke am Tag zurücklegt. In diesem Fall bedeuten die leichteren Alu- und Komposit-Zehenschutzkappen eine spürbare Erleichterung.
Dass heutzutage modische Sicherheitsschuhe zu finden sind, in denen unterschiedliche Zehenschutzkappen verarbeitet wurden, ist zu begrüßen. Tragekomfort, Bequemlichkeit und ein hoher Schutzfaktoren müssen sich nicht widersprechen.
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