Es gibt viel zu tun. Hilfsbedürftige warten an allen Enden unseres Planeten. Hunger, Krankheiten, Naturkatastrophen: Geld wird dringend benötigt. Doch die Zeiten, in denen engagierte Menschen in Fußgängerzonen mit der Spendendose klapperten, sind vorbei. Gespendet wird trotzdem. Allein in der diesjährigen Vorweihnachtszeit rechnet die Forschungs-Gesellschaft GfK mit etwa 500 Millionen Euro. Der Wille zur guten Tat ist trotz Wirtschaftskrise und Angst vor dem Bankrott ungebrochen. Im Vergleich zu den letzten Jahren schenken die Deutschen nicht weniger, sondern anders. Im Trend liegt das Internet. Hier kann man nicht nur chatten, shoppen und sich mit Wissen voll tanken, inzwischen gibt es auch spezielle Spenden-Portale.
Die Vorteile des Internets sind offensichtlich. Einfacher geht es nicht. Die Wohltat ist nur ein paar Klicks entfernt. Egal ob Wasser für eine Grundschule in Burundi, ein Schwein als Leihgabe zur Armutsbekämpfung oder der Transport von Medikamenten in Krisengebiete, jeder findet ein passendes Projekt. Die Auswahl ist immens. Außerdem ist (angeblich) die Effizienz höher. Denn im Netz entfallen Werbe- und Verwaltungskosten. So versickert das Geld nicht in Anzeigen und dem Gehalt von Sekretärinnen, sondern kommt größtenteils am Ziel an.
Doch das ist nicht der einzige Grund, warum das Internet auch bei Spenden so beliebt ist. Umfrageergebnisse besagen, dass sich unsere Motivation geändert hat. Es kommt weniger auf die Gabe an und mehr auf die Außenwirkung. Die Großzügigen wollen nicht mehr unerkannt im Geheimen bleiben. Stattdessen geben wir, um unser Ansehen zu erhöhen.
Die Portale im Netz bauen auf die gezielte Image-Aufbesserung. Die Spender stellen sich als Gutmenschen dar und veröffentlichen ihre Hilfe auf der persönlichen Profilseite. Jeder sieht sofort, dass Herr Huber der siebenjährigen Mathilda aus dem armen El Salvador eine Schreibtafel geschenkt hat. Und dass Frau Meier ihn mit der Errichtung eines Brunnens in der Mongolei übertrumpfen konnte. Auf diese Weise stacheln sie sich zu spenderischen Höchstleistungen an und befriedigen ihre soziale Eitelkeit.
Was sich für Privatleute befremdlich anhört, ist für Firmen schon längst eine erfolgreiche Strategie. McDonalds unterstützt Kinderheime, Krombacher den Regenwald und die Bayer AG den Behindertensport. Das geschieht jedoch nicht ganz uneigennützig. Meist geht es (auch) um den eigenen Profit. Denn Forschungsstudien ergaben, dass soziales Engagement nicht nur die Imagewerte des Unternehmens, sondern auch die Absatzzahlen positiv beeinflusst.
Doch sei´s drum. Dem Kind in Hinterindien ist es egal, aus welchem Grund der Weiße Mann seine Reisschale füllt. Solange er sie nur füllt und den Schmerz im Bauch vertreibt. Und schließlich ist es ein gutes Zeichen, dass Engagement von unserer Gesellschaft honoriert wird. Sorgen sind erst angebracht, wenn sich keiner mehr kümmert.
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