Der Bauhaus Stil markiert den entscheidenden Wendepunkt zwischen traditioneller Kunst und moderner Gestaltung. Er steht für Schlichtheit, Klarheit und Funktionalität – Werte, die das 20. Jahrhundert und bis heute unser ästhetisches Empfinden prägen. Gegründet 1919 in Weimar von Walter Gropius, entwickelte sich das Bauhaus zu einem Ort, an dem Kunst, Handwerk und Technik erstmals konsequent vereint wurden.
In einer Zeit gesellschaftlichen Umbruchs, geprägt von den Folgen des Ersten Weltkriegs und der Weimarer Republik, wollten Künstler und Architekten eine neue, gerechtere Form des Wohnens und Arbeitens gestalten. Der Bauhaus Stil war damit nicht nur ein ästhetisches Konzept, sondern auch ein sozialer Anspruch: Gestaltung für alle.
Sandra: „Der Bauhaus Stil befreite das Design vom Dekor – und machte es demokratisch. Diese Haltung wirkt bis heute fort.“
Was ist der Bauhaus Stil?
Der Bauhaus Stil beschreibt keine Mode, sondern ein Prinzip: Gestaltung als logische Folge der Funktion. Jedes Objekt – ob Gebäude, Stuhl oder Lampe – sollte einem Zweck dienen und zugleich durch Proportion, Material und Struktur schön sein. In einer Welt, die von überladenen Stilen wie Historismus und Jugendstil geprägt war, bedeutete das einen radikalen Bruch.
Charakteristisch sind klare Linien, geometrische Formen, neutrale Farben und die konsequente Vermeidung von Ornamentik. Durch die Kombination von Handwerk und industrieller Fertigung entstand ein neuer Typus von Design – erschwinglich, praktisch und formvollendet.
Der Bauhaus Stil ist damit keine Stilrichtung im engeren Sinne, sondern ein Gestaltungsansatz, der bis heute Architektur, Möbelbau, Grafik und Produktdesign beeinflusst.
Wie entstand der Bauhaus Stil?
Die Wurzeln des Bauhauses liegen in der Reformbewegung des frühen 20. Jahrhunderts. Künstler wie Henry van de Velde und Architekten wie Peter Behrens forderten eine Rückkehr zum Handwerk und zur Einfachheit. Walter Gropius griff diese Ideen auf und gründete 1919 die Kunstschule Staatliches Bauhaus in Weimar.
Das Ziel: eine „Einheit von Kunst und Handwerk“ schaffen. Studenten lernten dort, Materialien praktisch zu begreifen und in Werkstätten eigenständig zu gestalten – eine Revolution im Bildungswesen. 1925 zog das Bauhaus nach Dessau, wo das berühmte Bauhausgebäude entstand: ein Manifest der Moderne mit Stahl, Glas und Beton.
In dieser Phase lehrten Künstlerpersönlichkeiten wie Paul Klee, Wassily Kandinsky, Oskar Schlemmer und László Moholy-Nagy. Unter der Leitung von Hannes Meyer und später Ludwig Mies van der Rohe entwickelte sich das Bauhaus zur international anerkannten Ideenschule, bevor es 1933 von den Nationalsozialisten geschlossen wurde.
Sandra: „Das Bauhaus war kein Ort der Theorie, sondern ein Labor für das Leben. Jede Idee musste sich im Alltag beweisen.“
„Form folgt Funktion“ – das Prinzip der Zweckästhetik
Das Leitmotiv „Form follows function“ war der Kernsatz des Bauhauses. Die äußere Form sollte stets aus dem Gebrauch heraus entstehen. Schönheit wurde nicht länger als Dekoration verstanden, sondern als logische Konsequenz einer funktionalen Lösung.
In der Praxis hieß das: rechte Winkel statt geschwungener Ornamente, schlichte Farbflächen statt floraler Muster, Licht und Raum statt Masse und Schwere. Die Bauhaus-Designer suchten nach universellen Formen, die mit industriellen Methoden reproduzierbar waren – ein entscheidender Schritt zur modernen Massenproduktion.
Dieses Prinzip prägte nicht nur die Architektur, sondern auch das Möbel- und Produktdesign: Lampen, Stühle und Tische wurden so entworfen, dass sie effizient gefertigt und leicht genutzt werden konnten.

Schlanke Silhouette, klare Linien und ehrliche Materialien: Der Stuhl * mit cognacfarbenem Bezug und Nussbaum-Bentholz fügt sich als Bauhaus Stil Möbel in minimalistische Interieurs ein.
Bauhaus Stil in Architektur, Kunst und Design
Bauhaus Architektur
Die Architektur des Bauhaus Stils brachte eine völlig neue Ästhetik hervor. Gebäude wie das Bauhaus Dessau, die Meisterhäuser oder das Haus am Horn in Weimar zeigen, wie rationales Denken zu poetischer Klarheit führen kann. Flachdächer, horizontale Fensterbänder, offene Grundrisse und die Betonung des Lichts sind typische Merkmale.
Materialien wie Glas, Stahl und Beton symbolisierten Fortschritt und Transparenz. Diese Bauweise diente nicht nur der Funktion, sondern stand für eine neue Gesellschaft, die Offenheit und Gleichberechtigung suchte. Der Bauhaus Stil in der Architektur wurde zum Synonym der Moderne und beeinflusste weltweit Architekturen von Tel Aviv bis Chicago.

Typisch Bauhaus Stil Architektur: weiße Putzfassade, auskragende Balkone mit schlanken Stahlgeländern, horizontale Fensterbänder und kreisrunde Öffnungen – reduziert, funktional, geometrisch.
Bauhaus Design und Möbel
Im Bereich Design und Möbel stand die Funktionalität im Mittelpunkt. Marcel Breuer erfand mit dem Freischwinger-Stuhl aus Stahlrohr ein völlig neues Sitzgefühl; Marianne Brandt schuf Leuchten und Teekannen, die als Kunstwerke des Alltags gelten. Wilhelm Wagenfeld entwarf die berühmte Tischleuchte, die noch heute als „Bauhaus-Lampe“ verkauft wird.
Gemeinsam ist allen Objekten die Reduktion auf das Wesentliche: keine Verzierung, kein überflüssiges Detail. Die Form entsteht aus der Funktion – ein Prinzip, das auch heutige Designer wie Konstantin Grcic oder Dieter Rams weiterführen.

Schwarzes Leder auf elegant gebogenem Stahlrohr, dazu eine freitragende Holztreppe – die Szene verbindet Bauhaus Stil Möbel mit klarer, minimalistischer Innenarchitektur.
Bauhaus Kunst
In der Kunst wurde das Bauhaus zu einem Experimentierfeld der Moderne. Klee und Kandinsky erforschten die Wirkung von Farbe und Form; Moholy-Nagy experimentierte mit Fotografie, Film und Typografie. Dabei ging es immer um das Verhältnis von Mensch, Raum und Bewegung.
So wurde die Bauhauskunst zum Vorläufer vieler späterer Strömungen – vom Konstruktivismus über den Minimalismus bis zur Konzeptkunst.

Abstrakte Formen, klare Kanten, Primärfarben: Das Triptychon interpretiert Bauhaus Stil und Farbtheorie mit überlagernden Kreisen und Quadranten – reduziert, konstruktiv, zeitlos.
Vergleich: Bauhaus Stil und andere Designrichtungen
| Merkmal | Bauhaus Stil | Jugendstil | Moderne Architektur |
|---|---|---|---|
| Zeitraum | 1919 – 1933 | ca. 1890 – 1914 | ab 1950 bis heute |
| Formensprache | klar, geometrisch, reduziert | organisch, verschnörkelt | funktional, flexibel |
| Materialien | Stahl, Glas, Beton | Holz, Stein, Messing | Beton, Glas, Stahl, neue Verbundstoffe |
| Philosophie | Funktion bestimmt Form | Natur als Vorbild | Technik als Grundlage |
| Farbgebung | neutral, Primärfarben | gedeckte Naturtöne | oft hell, variabel |
| Vertreter | Gropius, Breuer, Mies van der Rohe | Gaudí, Horta | Le Corbusier, Niemeyer |
Der Bauhaus Stil in der Gegenwart
Auch mehr als ein Jahrhundert nach seiner Gründung bleibt der Bauhaus Stil Maßstab für modernes Wohnen. In der Architektur zeigt er sich in klaren Kuben, offenen Raumkonzepten und großen Fensterflächen. Zahlreiche Neubauten greifen die Prinzipien auf – von der Stadtvilla im Bauhaus Stil bis zur minimalistischen Einfamilienarchitektur.
Im Interior Design erlebt der Stil eine Renaissance: Möbel mit klaren Linien, monochrome Farbkonzepte und gezielte Akzente durch Primärfarben prägen moderne Wohnräume. Leuchten im Bauhaus Stil – etwa Nachbildungen der Wagenfeld-Lampe – schaffen Licht, das Funktion und Atmosphäre vereint.
Sandra: „Wer im Bauhaus Stil wohnt, entscheidet sich bewusst gegen Überfluss – und für Qualität, Beständigkeit und Raum für das Wesentliche.“
Der Einfluss reicht bis in die digitale Gestaltung: klare Benutzeroberflächen, logische Layouts und die Reduktion auf Funktionalität sind direkte Erben des Bauhausgedankens.
Zeitachse: Meilensteine des Bauhaus Stils
| Jahr | Ereignis | Bedeutung |
|---|---|---|
| 1919 | Gründung in Weimar durch Walter Gropius | Beginn der Bauhaus-Epoche |
| 1925 | Umzug nach Dessau | Architektur-Ikonen entstehen |
| 1930 | Leitung durch Mies van der Rohe | Internationalisierung |
| 1933 | Schließung durch Nationalsozialisten | Ende der Schule, Beginn der Legende |
| 1937 ff. | Emigration der Lehrenden | Verbreitung des Stils weltweit |
| 2019 | 100 Jahre Bauhaus | Weltweite Jubiläumsausstellungen |
Warum der Bauhaus Stil ewig modern bleibt
Der Bauhaus Stil bleibt aktuell, weil seine Grundprinzipien universell sind. In Zeiten ökologischer Verantwortung und nachhaltiger Architektur wirkt das Ideal der Funktionalität und Einfachheit aktueller denn je.
Minimalismus, klare Strukturen und langlebige Materialien passen perfekt in eine Welt, die Wert auf Reduktion und Ressourcenschonung legt. Gebäude im Bauhaus Stil sind energieeffizient planbar, Möbel nachhaltig produzierbar.
Zudem symbolisiert der Stil Freiheit: die Abkehr von Zwängen, die Konzentration auf das Wesentliche, das Vertrauen in Rationalität und Fortschritt. Damit ist der Bauhaus Stil weit mehr als Ästhetik – er ist ein Statement für verantwortungsvolles Gestalten.
FAQ – Häufige Fragen zum Bauhaus Stil
Was ist der Bauhaus Stil?
Ein Gestaltungsprinzip, das Funktion, Form und Ästhetik vereint. Es steht für klare Linien, einfache Materialien und Zweckmäßigkeit.
Wann entstand der Bauhaus Stil?
Zwischen 1919 und 1933 in Weimar, Dessau und Berlin.
Wer waren die wichtigsten Vertreter?
Walter Gropius, Paul Klee, László Moholy-Nagy, Hannes Meyer, Ludwig Mies van der Rohe, Marcel Breuer und Marianne Brandt.
Was bedeutet „Form follows function“?
Die Form ergibt sich aus der Funktion – Schönheit entsteht aus Gebrauchstauglichkeit, nicht aus Dekoration.
Warum wurde das Bauhaus geschlossen?
1933 setzten politische Repressionen durch die Nationalsozialisten der Schule ein Ende. Viele Lehrende emigrierten und verbreiteten die Idee international.
Warum ist der Bauhaus Stil heute wieder im Trend?
Weil seine Werte – Reduktion, Klarheit, Nachhaltigkeit – Antworten auf die Designfragen des 21. Jahrhunderts geben.






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